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Spacenight Berlin Kapselhotel

Spacenight Kaspselhotel Berlin

Ich bin ja bekennender Cyberpunk Fan seit ich (irgendwann um die 14-15 rum, zum ersten Mal Neuromancer von William Gibson gelesen habe.

Cyberdecks, der Cyberspace, seine Zukunftsdystopie und wie er mit der Bridge Trilogie und danach mit Pattern Recognition sich von der Dystopie entfernte und Richtung der aktuellen Zeitlinie driftete, haben mit geformt wie ich Technologie betrachte und mit ihr interagiere.

„Der Geruch langkettiger Monomere“ – ein grob übersetztes Zitat aus Gibsons Idoru, ist ein Begriff der für mich zB mit neuer Elektronik fest verknüpft ist und mir jedes Mal durch den Kopf schiesst, wenn ich ein Apple Produkt auspacke.

Als also meine Einladung zur DnDFilm Premiere nach Berlin ins Haus flatterte (Danke Marc, Blogpost folgt) und ich mit Jeanine überlegt habe ob ich evtl. doch nicht gleich Nachts um 4 zurück fahre (weil ich nicht mehr 20 bin) sondern übernachte, sprang mir auf Booking direkt das Space Night Kapselhotel ins Auge. Und so sehr ich mich auch wehrte (mein Rücken, ein eigenes Bad, milde Klaustrophobie) so sehr reizte mich der Gedanke „eine Nacht im Kapsel/Sarghotel“ endlich von meiner Bucketliste zu streichen.

Ein Kapselhotel (カプセルホテル kapuseru hoteru[1][2]; gelegentlich Wabenhotel[3][4] oder Schließfachhotel, abwertend Sarghotel[3]) ist eine insbesondere in Japan verbreitete Hotelform, die aus dem Bedürfnis nach einer preiswerten Unterkunft in Städten mit großem Platzmangel entstand. 

Wikipedia Kapselhotel

Man wird ja nur einmal 40 (nach aktuellem Stand der Forschung) also hat die Neugier gesiegt.

Das Spacenight in Berlin ist relativ zentral gelegen, von der U-Bahn Haltestelle Museumsinsel braucht man keine 10 Minuten zu Fuss.

Durch eine Schiebetür, ganz unscheinbar neben einem Rossmann in einem Gewerbegebäude an einer großen Strasse gelegen, kommt man rein. Über den Aufzug oder stilecht über zwei kaputten, ziemlich staubige Rolltreppen, kommt man nach oben und steht vor einer blickdichten automatischen Schiebetür.

Nummer 45

Dann öffnet die Tür und man steht in „der Zukunft“ oder naja zumindest was sich der Kapselhotelbetreiber darunter vorstellt.

Space Night Capsule Hotel Berllin

Alles ist blau erleuchtet, sehr minimalistisch und die Rezeption hinter einer weißen „Space“ Plastikverkleidung. Am Ende der Gänge hängen große LED Flatscreens auf denen Weltraumszenen eingeblendet sind und in der Social Ecke stehen weiße Kunstlederbänke, neben einem Kaffee/Suppen- und einem (ziemlich teuren) Snackautomaten. (davon hab ich, warum auch immer, kein Foto gemacht, sorry, findet ihr aber auf Instagram)

Nach dem Checkin gab es eine kurze Einweisung (Wo sind die Toiletten, wie bekommt man die Tür auf, wo gibt es Spinde) haben wir unsere Sachen abgelegt, Fotos gemacht und uns umgezogen (echt keine leichte Übung im Liegen). Die Schuhe konnte man draußen vor der Tür stehen lassen (machen echt alle so) – je Kapsel gibt es einen eigenen Spind der auch mit dem Türschlüssel geöffnet wird.

Die Spinde stehen in einem separaten „Distrik“ – so nennt der Betreiber die vier Areale des Spacenight und sind gut beleuchtet und meiner Theorie nach passt ein kleinerer Koffer ganz rein.

Überschaubar

Wenn man die zweiteilige Tür zur Kapsel aufmacht (was übrigens einhändig extrem schwierig ist) und die Karte in der Mitte der Kapsel im Dunklen reingefriemelt bekommen hat (auf Knien, Schuhe vorher ausziehen) findet man eine etwas größere Schlafkabine deren Boden komplett von einer Matratze bedeckt ist.

Es gibt eine zentrale Konsole zur Steuerung (sehr minimalistisch aber gut erreichbar auch im Dunklen) mit einer Uhr mit Alarmfunktion, zwei Lichtern (an der Decke in Blau, im Spiegel in weiß) und einer Leselampe am Kopfende, sowie Bettzeug und ein Handtuch.

Mittelkonsole plus glücklichem Nerd

Zwei USB Buchsen ergänzen das ganze, leider fehlte eine normal Steckdose – sollte man im Kopf behalten. Die Dimmer die angezeigt sind im Panel funktionieren wohl nicht, dafür ist die Lüftung ganz vernünftig. Achso und den Safe hab ich partout auch nicht aufbekommen aber to be honest ich würde dem auch nix anvertrauen, weil mit etwas Geschick kommt man in die Kapsel und mit etwas mehr Geschick ist der Safe kein Hindernis. Also wer wirklich will, der kann und deswegen behaltet eure Wertsachen einfach bei euch.

Cyberpunk is where it belongs

Ein Klapptisch in der Wand zum auf die Beine stellen und ein Kleiderhaken, viel mehr ist es dann halt auch nicht. Ajo aufpassen, der ist nicht festgehängt, der kommt einem entgegen. Hab gesehen einige haben den vor die Kapsel gestellt und als Ablagefläche genutzt – dafür braucht man halt ein gewisses Vertrauen, auf der anderen Seite ist die Rezeption 24/7 besetzt und alle Gänge sind Videoüberwacht, insofern geht’s wohl.

Klapptisch

Zum Thema Klaustrophobie, ich bin da mild von betroffen aber fand es, sobald die Tür zu war, echt ok – 2 m x 1,20 m sind am Ende doch eine ganze Menge. Für Sportübungen zu wenig, aber nachts im Schlaf hatte ich keine Probleme und auch beim Aufwachen bin ich nicht sofort an die Decke geknallt. Für Menschen über 1,90m wird es wahrscheinlich etwas eng. Nachdem ich aber schon eingerollt in ein Segel an Deck bzw in Kajüten auf Schiffen geschlafen habe, war es absolut kein Problem.

Wirklich überrascht haben mich die Bäder – es gibt keine Gemeinschaftstoilette/Bäder, sondern jedes der 10? Bäder ist eine Toilette, ein Waschbecken, eine Dusche und ein Handtuchwärmer. Mit einer Tür! Also hat man tatsächlich Privatsphäre und die Bäder waren tadellos sauber. Laut Putzplan hinter der Tür wurde einmal sogar Nachts um 3 gereinigt, insofern echt Top – da hab ich schon ganz andere Erfahrungen in Hotels gemacht.

Neben den Einzelkapseln gibt es noch Doppelzimmer, also Kapseln für zwei Personen oder Menschen die gerne etwas mehr Platz haben würden, preislich ist es ein Tick günstiger als zwei Einzelkapseln zu buchen.

Achso eine Anmerkung zum Thema Geräusche im Schlaf.

Ich hatte die Befürchtung man würde echt alles hören durch die Plastikwände, gerade weil ich Schnarche as hell – im Endeffekt bin ich aber glaube ich eher häufiger wach geworden wegen der weirden Schlafsituation auf Bodenhöhe (untere Kapsel) bzw halt der ungewohnten Umgebung. Ab fünf Uhr war dann echt Hauptsächlich das Türengeklacker nervig, weil halt Menschen auf Klo gegangen bzw früh aufgestanden sind, da würde den Kapseln eine Gummidichtung (Fensterdichtung, Baumarkt, 2-3 € der Meter) helfen und ich hab mir dann früh zwei Oropax reingepackt und danach ging es.

Wer super hellhörig ist wird nur bedingt gut schlafen, es lohnt ein Noise Cancellation Kopfhörer.

Doppelkapseln

Fazit

Für 39 € / Nacht kann man schlafen, duschen und viel mehr ist ein Hotelzimmer ja meistens auch nicht.

Wobei man für ein paar Euro mehr halt im normalen Hotel sein eigenes Klo bekommt, einen Schrank, zwei Meter Beinfreiheit mehr und einen Wasserkocher (meistens), insofern ist es echt nur was wenn man a) auf sowas steht und b) etwas braucht um kurz ins Bett zu gehen, zu pennen und zu duschen.

Wer einen sehr leichten Schlaf hat, wird ohne Oropax nicht überstehen und wer ein Problem mit dem Rücken hat, dem sei ein Hotelbett mit Lattenrost empfohlen statt die Kapsel.

Aber für alle Cyberpunk Fans ein absolutes Muss.

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2 Gedanken zu “Spacenight Kaspselhotel Berlin”